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Indiana Jones trotzt der Zeit: spoilerfreie Kritik

Bild (c) LucasFilm Ltd., Disney

Es sollte der beste „Indiana Jones“ werden, so Harrison Ford auf die Frage, warum er mit fast 80 Jahren noch einmal den legendären Archäologen spielte. Er wollte den Helden am Ende seiner Reise zeigen. So ist er in Indiana Jones und das Rad des Schicksals im Jahr 1969 auf der Suche nach der Antikythera, einem von Archimedes erfundenen Artefakt, das Risse in der Zeit aufspürt und Zeitreisen ermöglicht.

In dieser Geschichte und in diesem Film passt alles zusammen. Die Motive „Alter“ und „Zeit“ werden konsequent thematisiert. Deshalb beginnt der Film mit einem Rückblick in das Jahr 1944 und einem digital verjüngten Ford. Das ist verblüffend gut und höchst stimmig. In diesen 20 Minuten zeigt Regisseur James Mangold, was einen Indiana-Jones-Film ausmacht: irrwitzige Action.

Das ist eine hohe Kunst, denn Action ist nicht gleich Action. Bei Indiana Jones ist sie cleverer, nachvollziehbarer, origineller als in anderen Filmen. Schrecken und Komik wechseln sich im Sekundentakt ab. Weil Jones nicht perfekt ist, weil ihm Dinge misslingen, weil er auch Angst hat. Das ist Mangold hier ganz im Spielberg-Stil wunderbar gelungen. Nicht nur die Eröffnungssequenz in und auf einem Zug ist perfekt choreographiert, ebenso die Flucht zu Pferd während einer Parade zur Mondlandung sowie das Rennen in Autorikschas.

Bei all den rasanten Szenen ist Platz für höchste Schauspielkunst. Harrison Ford brilliert durchgehend als Professor Dr. Henry Walton Jones jr. Er spielt ihn besser denn je: vielschichtiger und charakterstärker. Es ist ein Vergnügen, in sein Gesicht zu schauen, und eine Bereicherung, an seinen Gedanken teilzuhaben: über seinen Sohn, über seine Ehe und über das Rad des Schicksals. Denn wer von uns könnte schon widerstehen, die Vergangenheit zu ändern, hätte er eine Zeitmaschine zur Verfügung? Neben Ford glänzen Phoebe Waller-Bridge als Patentochter Helena Shaw und Mads Mikkelsen als gegnerischer Nazi Jürgen Voller. Und Toby Jones als Indys Freund Basil Shaw hätte gar einen Nebenrollen-Oscar verdient.

Das Finale hingegen wird die Gemüter spalten. Das würde vielleicht nicht geschehen, wäre es etwas ernsthafter und mystischer geraten. Dafür findet Indy am Ende etwas, das noch wertvoller ist als das Rad, das die Zeit überwindet. Ein weiterer Kunstgriff! So viele in einem einzigen Film. 10/10 Punkte.

Der beste aller Trailer:

Bilder (c) LucasFilm Ltd., Disney